Klimaneutralstellung: ein kurzer Projektbericht
19. Mai 2012 Luca Graf
In den zurückliegenden Monaten lag der Focus darauf die eigenen Umweltschutzmaßnahmen zu einem Ziel zu führen: die Klimaneutralstellung. Nach dem Beschluss Anfang 2010 dieses Projekt auf die Beine zu stellen, waren wir gespannt, ob sich ein Dienstleister und Softwarehersteller wie AMPEG eine zertifizierte Klimaneutralstellung leisten kann.
Unsere bisher durchgeführten Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes sollten auf die Probe gestellt werden.
Die Projektplanung
Das Projekt Klimaneutralität wurde für einen Zeitraum von 5 Jahren geplant. Die Meilensteine, welche in der Projektplanung festgelegt wurden, sahen vor die Emissionen von AMPEG bis zum Jahr 2014 schrittweise herunterzufahren und dann im Jahr 2015 erstmals die Klimaneutralstellung zu beantragen.
Zur Festlegung des Geltungsbereiches (Scope) des Emissionsinventars und zur Berechnung der Emissionen hat AMPEG ein beratendes Unternehmen hinzugezogen. Dieses Unternehmen soll außerdem mögliches Einsparungspotential bei AMPEG feststellen um die Emissionen gezielt zu senken, bis eine Neutralstellung möglich ist.
Der Geltungsbereich – Festlegung des Scope
AMPEG hat sich bei der Festlegung des Geltungsbereiches für die Ermittlung des Carbon Footprints nach einer international anerkannten Einteilung in sogenannte Scopes gerichtet. Diese Einteilung wurde vom Accounting Tool „Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol)“ und vielen weiteren, wie z.B. dem “World Resources Institute (WRI)” und “World Business Council for Sustainable Development (WBCSD)” entwickelt und ist mittlerweile internationaler Standard im Bereich Carbon Accounting.
Daher ist die Festlegung des Scopes beim Carbon Accounting der erste Schritt. Hier wird festgelegt, in welchem Geltungsbereich die Emissionen noch erfasst werden sollen und ab welcher Grenze Sie vernachlässigt werden können. Die Unterteilung findet in „Scope 1-3“ statt.
• Scope 1: bezeichnet die Emissionen, welche direkt vom Unternehmen verursacht
werden, beispielsweise in Produktionsstätten.
• Scope 2: schließt wesentlich mehr ein. Zu den Emissionen aus Scope 1 kommen nun
noch Emissionen die durch eingekaufte Energie verursacht wurden.
• Scope 3: zusätzlich kommen noch Emissionen dazu, die durch eingekaufte
Dienstleistungen Dritter verursacht werden.
Da AMPEG als IT-Dienstleister und Softwarehersteller keine Emissionen im Scope 1 hat, wurde festgelegt, dass möglichst viele Emissionen aus Scope 2 und 3 berücksichtigt werden sollen. Bei industriellen Unternehmen hätte dagegen zuerst die Senkung und Neutralisierung von Scope 1 Emissionen Vorrang.
Auch wenn der Geltungsbereich nun bestimmt war, musste noch festgelegt werden, welche Emissionen innerhalb des Scopes berücksichtigt werden und welche nicht. Ohne Probleme und mit überschaubarem Aufwand konnten u.a. die Emissionen für den Energieverbrauch, Mobilität und Papierverbrauch ermittelt werden. Ausgeschlossen wurden u.a. die Büroeinrichtung, da die Emissionsermittlung von Einrichtungsgegenständen vom Aufwand her viel zu komplex war. Hier fehlen noch anwendbare Erfahrungswerte und Herstellerangaben aus den Produktionsbetrieben zu den beschafften Einrichtungsgegenständen.
Carbon Footprint: Berechnung des THG-Inventars
Als nächsten Schritt wurde von dem beratenden Unternehmen das Treibhausgas-Inventar bestimmt. Dabei beschränken sich die Berechnungen nicht nur auf CO2, sondern schließen auch Äquivalente (CH4, N2O, HFC, PFC, SF6) ein. Hierfür wurden in 2010 die Emissionen des vorangegangenen Geschäftsjahres berechnet. Eine Klimaneutralstellung kann immer nur rückwirkend durchgeführt werden.
Um die Berechnungen vornehmen zu können, mussten z.B. Nebenkostenabrechnungen und eine Aufstellung des Papierverbrauchs, sowie sämtliche Reisedaten der Mitarbeiter übermittelt werden. Dazu kamen Fragebögen in Einsatz, welche die Mitarbeiter von AMPEG nach ihrem Arbeitsweg befragten, um auch die Pendlerstrecken zu berücksichtigen.
Das Ergebnis war sowohl für das beratende Unternehmen, welches das Inventar berechnet hat, als auch für AMPEG überraschend positiv. Insbesondere die in den letzten Jahren durchgeführten Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauches haben sich gelohnt: dank anschließender Umstellung auf Strom aus regenerativen Energiequellen ist der Anteil an den Gesamtemissionen nur 2,92%. Die Anteile der einzelnen Emissionsquellen sind in der nachfolgenden Grafik dargestellt.
Schwierigkeiten bei der Berechnung
Ganz so einfach verlief die Berechnung bis zu diesem Endergebnis dann doch nicht. Nachdem die ersten Ergebnisse bei AMPEG ankamen, fiel Peter Graf, dem Geschäftsführer der AMPEG GmbH, sofort auf, dass der Internet Datenverkehr nicht berücksichtigt wurde. Auf Nachfragen bei dem beratenden Unternehmen hieß es, dass für die Berechnung des CO2-Ausstoßes durch Internet-Datenverkehr kein Faktor vorliegt und man damit noch keine Erfahrung habe. Selbst eine Recherche beim TÜV half nicht weiter, auch dort gab es noch keine Erfahrungen und somit auch keine Berechnungsgrundlage.
Das war für Peter Graf aber noch lange kein Grund aufzugeben: der Internet-Datenverkehr sollte aufgenommen werden, weil er ein Hauptbestandteil des Geschäftsbetriebes ist. Deshalb wurde bei dem beratenden Unternehmen die Bestimmung eines Faktors in Auftrag gegeben. Durch die Auswertung von Studien wurde ein Faktor zur Bestimmung des CO2-Ausstoßes pro Mbyte Internet-Datenvolumen ermittelt. Dieser dient nicht nur AMPEG, sondern ab sofort auch zukünftigen Kunden.
Dass sich dieser Aufwand für die Berechnung gelohnt hat, zeigte das ermittelte Ergebnis: 6,87% des berechneten Inventars gehen auf das Konto des Internet-Datenverkehrs. Also ein Wert, der in jedem Fall berücksichtigt werden sollte.
Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Footprints
Als mögliche Einsparmaßnahmen wurden nach der Berechnung des Footprints vor allem die Mobilität in Form von Flügen und PKW-Verkehr ausgemacht. Die Nutzung von PKWs auf dem Arbeitsweg war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon reduziert, da durch den Umzug in die Bremer Innenstadt bereits weitere Mitarbeiter auf Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen sind.
Ein weiterer Faktor, die Flüge, welche über 20% der Treibhausgas-Emissionen ausmachen, sollten reduziert werden. Noch in 2011 wurden Maßnahmen für eine Verringerung dieser Emissionen durchgesetzt. Es war klar, dass auf Flugreisen weitestgehend verzichtet werden soll und um die Nutzung der Bahn zu fördern, wurde für den Vertrieb die Bahncard 100 angeschafft. Auch wirtschaftlich ist die Bahncard 100 tragfähig, wenn die damit ersetzten, teuren Inlandsflüge verrechnet werden.
Ausgleich der Emissionen durch Zertifikate: Klima neutralisiert
Der darauffolgende und letzte Schritt zur Klimaneutralstellung eines Unternehmens ist der Ausgleich der berechneten Emissionen durch den Kauf von CO2-Zertifikaten. Diese Zertifikate werden entweder durch Einsparung von Treibhausgasen an anderer Stelle, oder durch Aufforstungsprojekte erstellt. Bei Aufforstungsprojekten sollen gepflanzte Bäume CO2 aus der Atmosphäre einspeichern. Für eine Neutralisierung müssen CO2-Zertifikate stillgelegt werden.
Für Zertifikate gibt es eine ganze Reihe von Standards. AMPEG hat sich für den „Gold-Standard“ entschieden. Der Gold Standard setzt voraus, dass das Projekt aus dem die Zertifikate stammen nicht nur zur reinen CO2-Reduktion dient, sondern auch zu gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Entwicklung vor Ort beitragen muss. Außerdem werden nur Projekte ausgezeichnet, die den höchsten Ansprüchen genügen und dieselben Ziele haben wie der „Clean Development Mechanism“ im Rahmen des Kyoto-Protokolls. Dafür sind die Gold-Standard im Vergleich mit anderen Standards teurer.
Die CO2-Zertifikate die gekauft und stillgelegt wurden, werden aus einem Windpark in der Türkei in Yuntdag abgeworfen. Der Windpark ist seit Juli 2008 registriertes Gold Standard Projekt.
Noch in 2011: Die Zertifizierung durch den TÜV nach ISO 14064-3
Im Anschluss an die Stilllegung der erworbenen Zertifikate wurde die Klimaneutralstellung durch den TÜV zertifiziert. Dazu wurden alle Dokumente des Projektes an den TÜV Rheinland überreicht und von diesem geprüft. Dem TÜV Rheinland fiel sogar in der Berechnung noch ein Fehler auf, der sich aber nur gering auf das Ergebnis auswirkte und nach Behebung dafür sorgte, dass das THG-Inventar sich leicht verbesserte, zum Vorteil der AMPEG GmbH.
Danach wurde das Zertifikat nach ISO 14064-3 – „Klimaneutrales Unternehmen“ ausgehändigt.
Damit ist AMPEG auch in der Kartei vom TÜV aufgenommen und das Zertifikat kann online unter http://www.tuvdotcom.com unter der ID: 0000031898 eingesehen werden.
- Klimabilanz berechnet
- CO2 neutrales Unternehmen
- Regelmäßige Auditierung
Fazit
Im Folgenden gebe ich noch einmal eine Zusammenfassung über die wichtigsten Schritte bei der Durchführung einer Klimaneutralstellung:
• Ermittlung des Corporate Carbon Footprint rückwirkend für das letzte Geschäftsjahr
• Gegebenenfalls weitere Sparmaßnahmen
• Kauf von Zertifikaten zum Ausgleich der Treibhausgas-Emissionen
• Zertifizierung nach ISO 14064-3 durch den TÜV
Die Kosten für das gesamte Projekt inklusive dem internen Arbeitsaufwand betrug bei AMPEG lediglich 0,28% des Jahresumsatzes von 2010. So konnte die Klimaneutralisierung des Unternehmens mit äußerst geringen Auswirkungen auf das Betriebsergebnis durchgeführt werden.
Wir waren mit dem Projekt sehr zufrieden. Die Klimaneutralstellung sollte erst 2015 erfolgen und konnte dank guter Vorleistungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes bereits im Jahr 2011 durchgeführt werden. Für ein Unternehmen, welches Dienstleistungen anbietet und Software herstellt, ist es wirklich einfach und kostengünstig eine Klimaneutralstellung durchzuführen.